Investoren im Profifußball: Mehr Chance oder mehr Risiko?

Die DFL hat gestern entschieden, dass es zu keiner Kooperation mit einem Investor kommen wird. Das betrifft gleichwohl nur den Ligaverband. Die einzelnen Clubs – siehe Hertha BSC – können sich unter bestimmten Voraussetzungen einen Geldgeber ins Boot holen. Aber macht das auch Sinn für einen Profifußball-Verein?

Die Frage, ob deutsche Fußball-Profivereine mit Investoren zusammenarbeiten sollten, ist in der deutschen Fußballlandschaft seit einiger Zeit ein kontroverses Thema. Hier sind einige potenzielle Chancen und Risiken sowie Pro- und Contra-Argumente:

Chancen:

  •     Finanzielle Stabilität: Investoren können finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um den Verein zu unterstützen, Schulden abzubauen oder neue Spieler zu verpflichten.
  •     Wettbewerbsfähigkeit: Durch die Zusammenarbeit mit Investoren können Vereine möglicherweise ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und mit finanzstärkeren Clubs konkurrieren.
  •     Infrastrukturverbesserungen: Investoren könnten in die Infrastruktur des Vereins investieren, wie zum Beispiel den Ausbau des Stadions oder die Verbesserung der Trainingsanlagen.
  •     Internationale Vermarktung: Investoren könnten helfen, den Verein international zu vermarkten und neue Fans und Sponsoren zu gewinnen.

Risiken:

  •  Verlust der Vereinsidentität: Die Zusammenarbeit mit Investoren könnte dazu führen, dass die Vereinsidentität verändert wird und die Entscheidungsgewalt nicht mehr ausschließlich in den Händen der Vereinsmitglieder liegt.
  •  Mangelnde finanzielle Kontrolle: Wenn Investoren einen Großteil der Anteile am Verein besitzen, könnten sie möglicherweise Entscheidungen treffen, die primär auf finanzielle Interessen abzielen und nicht im besten Interesse des Vereins liegen.
  •  Ungleichgewicht im Wettbewerb: Investoren könnten dazu beitragen, dass einzelne Vereine finanziell deutlich besser gestellt sind als andere, was zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führen könnte.
  •  Kurzfristige Orientierung: Investoren könnten sich eher auf kurzfristige Erfolge konzentrieren und weniger Wert auf langfristige Entwicklung und Nachhaltigkeit des Vereins legen.

Beispiele aus der englischen Premier League

Ein prominentes Beispiel für eine Zusammenarbeit mit Investoren in der Premier League ist der FC Chelsea, der 2003 vom russischen Oligarchen Roman Abramovich übernommen wurde. Die Investitionen von Abramovich führten zu großen Erfolgen für den Verein, darunter mehrere Meistertitel und den Gewinn der UEFA Champions League. Allerdings gab es auch Kritik an der kurzfristigen Orientierung und dem schnellen Wechsel von Trainern.

Ein weiteres Beispiel ist Manchester City, das von der Abu Dhabi United Group übernommen wurde. Die Investitionen der Gruppe führten zu beträchtlichem Erfolg, darunter mehrere Premier-League-Titel. Allerdings wurde auch hier Kritik an den finanziellen Ungleichheiten im Wettbewerb geäußert.

Pauschale Einschätzung ist schwierig

Es ist wichtig anzumerken, dass die Auswirkungen einer Zusammenarbeit mit Investoren stark von den spezifischen Bedingungen, dem Investitionsmodell und den langfristigen Zielen abhängen. Einige Vereine haben positive Erfahrungen gemacht, während andere mit negativen Konsequenzen zu kämpfen hatten.